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manu broccard
Monday, 17. June 2024 - 13:55

UNSERE STUDIERENDEN


Die Wasserversorgung wirft Fragen in Zusammenhang mit dem Ganzjahrestourismus im Wallis auf. Wir haben in diesem Zusammenhang ein Interview mit Manu Broccard, Tourismusexperte und seit 11 Jahren Dozent an der HES-SO Valais Wallis, geführt. Seine Aussagen vermitteln ein interessantes Bild der Situation.

 

Wasser spielt im Walliser Tourismus eine wichtige Rolle. Wie sieht das Angebot in diesem Zusammenhang aus und welche Rolle spielt das Wasser für die einheimische Tourismusindustrie?  

Wasser wird für viele Freizeitaktivitäten in den Bergen benötigt, insbesondere für die Pisten zum Skifahren. Es bietet zudem zahlreiche Möglichkeiten für Ferienorte, die ihr Tourismusangebot diversifizieren und ganzjährig attraktiv machen wollen. Gesundheit und Wellness sind ebenfalls sehr zukunftsträchtige Sektoren für das Wallis. Thermalbäder, Spas, Reha-Zentren, Besichtigungen von Staudämmen, aber auch alle Freizeitaktivitäten auf Eis und Schnee im Winter hängen direkt mit dem Wasser zusammen!

 

Mit welchen Produkten kann das Wallis beim Ganzjahrestourismus punkten?

Das hängt natürlich stark von den einzelnen Ferienorten, ihrer Lage und ihrer Infrastruktur ab: Hotellerie oder Parahotellerie, Betriebszeiten, Seminar- und Kongresstourismus, Indoor- und Outdoor-Aktivitäten, bereits bestehende oder potenzielle Kundschaft, Erreichbarkeit und Anbindung an den öffentlichen Verkehr usw. All diese Faktoren haben einen bedeutenden Einfluss auf die Auslastung der Ferienorte während der verschiedenen Jahreszeiten. Es gibt keine One-Fits-All-Lösung, nur weil wir im Wallis oder in den Bergen sind. Jeder Ferienort muss seine eigenen Stärken und Schwächen erkennen. 

 

Das Wallis ist in erster Linie als Wintersportkanton bekannt. Wie kann der Sommertourismus gefördert werden und wie kann das Wasser in das Angebot integriert werden?    

Das hängt wiederum von den einzelnen Ferienorten ab. In unseren traditionellen Thermalkurorten oder in Destinationen wie Crans-Montana, wo neben dem Wintersport auch Golf eine bedeutende Rolle spielt, ist es einfacher, den Sommertourismus zu fördern. Ferienorte, die jedoch stark auf das Skifahren ausgerichtet sind, werden einen immer schwereren Stand haben, da das Skifahren aufgrund des Einsatzes von Schneekanonen als zu wenig nachhaltig angesehen wird (Ski Bashing). Dieser Aspekt muss bei der zukünftigen Planung berücksichtigt werden. 

Für eine erfolgreiche Diversifizierung und einen rentablen Ganzjahrestourismus muss jeder Ort eine Bestandsaufnahme machen, um mit Rücksicht auf sein potenzielles Zielpublikum die für ihn stimmigen Produkte und Events anzubieten. Dies bedingt jedoch auch einen grossen Werbeaufwand, den nicht alle aufbringen können und der die Entwicklung dieser neuen Produkte bremsen könnte. 

 

Wie sieht Ihrer Ansicht nach die Zukunft des Tourismus in den Bergen aus?

Der Klimawandel, der als grosse Herausforderung für den Wintertourismus angesehen wird, könnte eine Chance für den Sommertourismus sein. Aufgrund des häufigeren Auftretens von Hitzeperioden werden die Leute Erfrischung in den Bergen suchen. Dies könnte als Verkaufsargument genutzt werden. Ferien in den Bergen haben auch im Sommer ihren Reiz, stehen aber in direkter Konkurrenz mit Badeferien am Meer.   


Emilie Ditesheim & Léa Lecoultre