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Tuesday, 25. June 2024 - 07:33

Lara de Preux-Allet, Direktorin der Hochschule für Gesundheit der HES-SO Wallis, im Gespräch

Lara de Preux-Allet, wie verändert sich das Studium der Pflege?
Zurzeit ist das grosse Thema die Umsetzung der Pflegeinitiative. Dabei stehen der Ausbildungsbereich und die Arbeitsbedingungen im Zentrum. Der Kanton will beide Themen gekoppelt vorantreiben. Deshalb spannen das Departement für Gesundheit, Sozialwesen und Kultur und das Departement für Volkswirtschaft und Bildung zusammen und haben eine gemeinsame Taskforce gebildet. 

Was ändert sich an der Schule?
Das Verfahren der Zulassung «sur dossier» (ZSD) wurde überarbeitet und zeitlich kondensiert: Personen über 25 Jahre mit einem EFZ im Gesundheitsbereich, die keine Matura haben und somit nicht über einen regulären Zugangsausweis verfügen, können bei uns studieren, wenn sie durch eine Kompetenzbilanz aufzeigen, dass ihre Erfahrungen und Kompetenzen dem Maturitätsniveau entsprechen. Auch bieten wir ein Teilzeitstudium an, d.h., die Studierenden sind zu 60% an der Schule, über die restliche Zeit können sie frei verfügen. Bei einer Betriebsanstellung im Gesundheitssektor werden in Zukunft auch ECTS für die in der Praxis erworbene Kenntnisse vergeben. Diese neuen Angebote sind für viele, vor allem aber für Quereinsteiger, attraktiv. Da wir Vollzeit- und Teilzeitstudium miteinander verknüpfen wollen, werden die Studierenden auch vermehrt Online-Kurse belegen können. 

Wie sieht die Durchlässigkeit von der Höheren Fachschule zur Fachhochschule aus?
Durchlässigkeit in der Bildung ist sehr wichtig. Wir haben jetzt die ersten HFDiplomierten, welche ein Bachelorstudium ins Auge fassen. Nach einer gründlichen Analyse hat die HES-SO entschieden, dass wir 90 von 180 Credits anerkennen können. Um die fehlenden 90 Credits zu erwerben, steigen die Studierenden ins dritte Semester ein und erwerben sich diese in einem Teilzeitstudium während vier Semestern. 

Kann mit diesen Massnahmen der Fachkräftemangel abgewendet werden?
Der Fachkräftemangel ist heute überall ein Thema. Wir müssen eine attraktive und qualitativ hochwertige Ausbildung anbieten, welche die heutige Generation anspricht. Auch müssen wir den Fokus vermehrt auf die positiven Seiten des Pflegeberufs richten. Der Pflegeberuf ist zutiefst menschlich, bietet vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Entscheidend ist jedoch, nicht nur mehr Personen auszubilden, sondern die Leute länger im Gesundheitssektor zu behalten, d.h., dass sie nicht nach dem Studium den Gesundheitssektor verlassen oder nach vier, fünf Jahren ausscheiden. In diesem Zusammenhang sind u.a. die Praktika wichtig, wo sich Beruf und Studium 1:1 begegnen und unsere Studierenden einen entscheidenden Motivationsschub erhalten können, was wiederum für das Image des Berufs wichtig ist. 

Wie sehen Sie in die nahe Zukunft der Pflege, Ihrer Schule?
Wie alle Bereiche muss sich auch das Gesundheitssystem weiterentwickeln. Bei der Pflege denke ich vor allem an klare Rollenzuteilungen: Wer ist verantwortlich für was? Nur so können wir die Effizienz verbessern. Allgemein muss die Gesundheitspromotion und Prävention in Zukunft an Bedeutung gewinnen, um eine langfristige Entlastung des Systems zu erreichen. Für die Schule stehen zusätzlich zu den diversen Massnahmen auch örtliche Veränderungen an: Im Oberwallis werden 2028 die HF und FH-Ausbildung Pflege in den Bildungscampus Brig umziehen, in Sitten wird 2026 die Fachhochschule für Gesundheit den Campus «Pôle Santé» in der Nähe des Spitals beziehen.


Zur Person 

Lara de Preux-Allet ist seit 2022 Direktorin der Hochschule für Gesundheit, welche die Studiengänge Pflege in Visp und Sitten sowie Physiotherapie in Leukerbad umfasst. Auch ist sie zuständig für Personal und Infrastruktur der HF sowie die Gesundheitsmatura und die Zusatzmodule.


Redaktor: Hermann Anthamatten, WB-Publireportage vom Juni 2024