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Boris_Heritier_TexUp
Monday, 17. June 2024 - 16:16

ALUMNI


Es ist nicht sein erstes Interview. Ruhig und sicher erzählt Boris Héritier vom Start-up TexUp, das er zusammen mit seinem Partner Sylvain Baudin im Rahmen der Business Team Academy gegründet hat. TexUp recycelt alte Kleidungsstücke zu Akustikpaneelen und trägt so zur Verringerung der Verschwendung in der Textilindustrie bei.  

Von der Idee…

Alles begann beim Brainstorming und mit Marktstudien an der HES-SO Valais-Wallis: „Wir stellten fest, dass es auf lokaler Ebene zahlreiche Möglichkeiten für das Recycling von PET und Glas gibt, für das Textilrecycling jedoch nur wenige Optionen zur Verfügung stehen, obwohl die Textilindustrie eine der umweltschädlichsten der Welt ist!“ Einige Recherchen und Überlegungen später entdeckten die beiden Studenten die akustischen Eigenschaften von Baumwolle und setzten so die Idee von Akustikplatten zur Schalldämmung von Gemeinschaftsräumen um. „Diese eignen sich vor allem für Büros oder Cafeterias, aber nicht nur. Überall, wo Menschen sich unterhalten, entsteht Lärmbelästigung. Unsere Paneele tragen zu einer verbesserten Lebensqualität bei, indem sie die akustische Belästigung verringern.“

…zum Paneel

Für die Herstellung der Paneele werden von der Lausanner Genossenschaft Démarche, die sich zu Beginn des Projekts freiwillig gemeldet hatte, gesammelte Altkleider benutzt. „Die Zusammenarbeit mit Démarche ist für uns deshalb interessant, weil die Kleider nach Farben sortiert und verpackt werden, was uns die Arbeit erleichtert. Aber wir bekommen immer wieder Anfragen von Unternehmen, die uns gerne Altkleider spenden möchten. Es gibt eindeutig zu viele Anbieter im Vergleich zur Kleidermenge, die recycelt werden kann. Wenn wir es schaffen, unser Volumen zu steigern, können wir auch mit mehr Partnern und noch lokaler arbeiten.“ 

Diese Textilien werden dann von der Firma Recovis SA in Saillon zerkleinert. Das daraus entstandene Material wird anschliessend in Sitten zu Platten gepresst. Die Holzrahmen für die Akustikpaneele werden von der Stiftung Saint-Hubert hergestellt. Das Endprodukt ist sehr vielseitig, da die Paneele sowohl an Decken als auch an Wänden angebracht werden können. Um das Design zu verbessern und an die spezifischen Wünsche der Kundschaft anpassen zu können, arbeitet Boris mit einer Studentin der Hochschule für Kunst in Lausanne zusammen.  

Auf Erfolgskurs 

TexUp ist erfolgreich. So erfolgreich, dass das Start-up alle Preise abräumt, für die es sich bewirbt! Während ihres Studiums erhielten Boris und seine Kollegen von der Team Academy CHF 10‘000 vom Förderprogramm U Change. Anfang 2023, mit dem Bachelor in der Tasche und dem ersten Prototyp einer Paneele unter dem Arm, bewarben sich die beiden Partner für den Innovation Booster des Energy Living Labs und erhielten ein Preisgeld von CHF 20‘000. Über das First Ventures-Programm wurde das Start-up mit einem Förderbetrag von CHF 150‘000 unterstützt, der ihm den Umzug in Räumlichkeiten an der Hochschule für Ingenieurwissenschaften ermöglichte. Boris und sein Team können dort von einem breiten Know-how profitieren und werden vom Dozenten Mathieu Soutrenon gecoacht. Ihr Team wurde durch einen Ingenieurassistenten verstärkt, der zu 40 % für TexUp arbeitet. Und der nächste Schritt ist schon geplant: TexUp hat sich für das Unternehmensgründungsprogramm der HEI beworben und Unterstützung erhalten.                

Ehrgeizige Ziele 

Bisher konnte TexUp rund ein Dutzend Kunden für seine Paneele gewinnen, darunter eine Gemeinde, einen Verein und ein Architekturbüro. Auch wenn die Kundenakquise die grösste Herausforderung ist, träumt Boris bereits von einem internationalen TexUp: „Unser Ziel wäre, eine Franchise zu gründen, damit wir im grossen Umfang lokales Recycling betreiben können.“

Der umweltbewusste, aber nicht fatalistische Gen-Z-Unternehmer, wie Boris sich selbst beschreibt, widmet sich zu 100 % seinem Start-up. Den Ausgleich zur Arbeit findet er beim Fussball, beim Boxen und in den 7000 m2 Weinbergen, die er zusammen mit seinem Bruder bewirtschaftet und die ihm vielleicht zu weiteren innovativen Ideen verhelfen werden.